Krieg auf deutschen Autobahnen

Ich bin seit 1988 Besitzer des 3er Führerscheins.
Zur Zeit fahre ich ca. 30tkm im Jahr, die Hälfte davon auf der Autobahn.

Die Geschwindigkeit auf deutschen Autobahnen ist hoch. Auf der linken Spur fährt kaum einer weniger als 120km/h. Das sind knapp 33 Meter pro Sekunde; und das selbst bei strömenden Regen oder Nebel. Im Grunde genommen ist es kein Problem schnell zu fahren, der Langsamste bin ich auch nicht gerade, solange der nötige Platz vorhanden ist. Aber, nicht jeder kann oder möchte schnell fahren.

Die Rücksicht aller Verkehrsteilnehmer ist das einzige, was unsere Straßen sicher macht.

Es kommt vor, daß man vom Regen überrascht wird oder ein langsamer Fahrer, nicht nur LKW - Fahrer, sich vor einen setzen. Mittelspurschleicher sind mir auch ein Dorn im Auge. Dies alles sind jedoch keine Entschuldigungen für Rasen, Drängeln oder rechts überholen. Ich hatte schon bei 180km/h (50m/s) einen Drängler hinter mir, dessen Lichthupe ich nur im Seitenspiegel sehen konnte. Der Abstand war weniger als eine Wagenlänge. Ich wäre ja gerne zur Seite gefahren. Das Problem war nur der Wagen rechts von mir, den ich zu dieser Zeit selbst überholt habe. Ich traute mich gar nicht vom Gas runter zu gehen. Allein die Motorbremse hätte meinen Wagen so weit abgebremst, daß der Drängler mir hinten reingefahren wäre.

Sind sich solche Fahrer überhaupt bewusst, mit welchen Energien sie hantieren?

Ein Mittelklassefahrzeug mit 1.2 Tonnen Leergewicht hat bei 200km/h etwa 1.8 MWs Energie gespeichert. Soviel Energie gibt ein mittleres Kraftwerk in 1 Sekunde ab. Es wundert mich nicht, daß Fahrzeuge nach einem Hochgeschwindigkeitsunfall aussehen, als ob sie von einer riesigen Klaue zerfetzt wurden - da hilft auch keine Sicherheitszelle oder sonstige Technik. Die Energien die während einem Hochgeschwindigkeitsunfall umgesetzt werden sind einfach zu hoch. Mit ESP, ABS, Vierradantrieb oder -lenkung und neuen Fahrwerken können wir die Fahrzeuge besser kontrollieren. Bessere Bremssysteme und Reifen verkürzen die Bremswege, aber

die Physik lässt sich nicht austricksen.

Gummi auf Asphalt hat einen materialabhängigen Reibungskoeffizient. Sobald Wasser dazukommt nimmt dieser Koeffizient rapide ab. Das kann keine Gummimischung und kein Reifenprofil verhindern. Schnee und Eis möchte ich gar nicht erwähnen (ups, schon getan). Jedliche Elektronik kann nur solange arbeiten, wie das Fahrzeug kraftschlüssig mit der Fahrbahn verbunden ist. Wenn die Räder nciht mehr greifen wirken nur noch Newtons Gesetze - bis das der Graben uns stoppe.

Ich habe auch schon öfters gesehen, daß sich PKWs in den Weg von LKWs stellten. Sei es eine illegale Bestrafungsaktion, weil ein LKW es gewagt hat die rechte Spur zu verlassen, oder ein leichtsinniges Abfahren von der Autobahn mit mehr als 120km/h bei dem so ein kleiner Laster im Weg war. Für 40 Tonnen Stahl und Ladung ist selbst ein 2 Tonnen schweres Fahrzeug kein Hindernis. Autobahnzu- und -ausfahrten sind üblicher Weise für 60km/h ausgelegt, Autobahnverbindungen oft nur für 120km/h. Jedes km/h mehr macht das Manöver nur gefährlich. Leichtsinniges Fahren ist nicht cool, sondern einfach nur dämlich.

In solch einer Situation wünsche ich mir, daß zumindest allen Unbeteiligten die Zeit zum Ausweichen gegeben ist.

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