Stichworte

  • Ort: Restaurant
  • Protagonist: Morgenmuffel
  • Gegenstand: Taucherbrille
  • Umfang: 2400 von 2400 Zeichen


Delphine zum Früstück

Ich hatte gar nicht gewusst, dass die Sonne schon kurz nach Mitternacht scheinen kann. Es ist 6:30 Uhr. Ich hasse es so früh geweckt zu werden!
"Papa, Papa, steh' endlich auf!", der Kerl kann echt nicht von mir sein. Ich sollte dringend noch mal mit meiner Frau reden.
"Papa, jetzt mach' schon. Du hast es mir versprochen!", lässt mein Kleiner nicht locker.
"Ich bin doch schon wach", versuche ich ihn abzuschütteln, "muss jetzt nur noch meinen Traum eintüten, damit nichts verloren geht."
"Ach Quatsch, willst nur wieder nicht aufstehen. Wo wir heute doch zu den Delphinen gehen."
Mit einem Schlag fällt mir alles wieder ein. Oder doch nicht ganz so schnell, schließlich hatte ich noch nicht mal Kaffee.
"Steh auf, du Morgenmuffel", insistiert meine Frau Alex, "das mit den Delphinen war deine Idee!"
Das hatte ich nur deshalb gesagt, weil unser Flieger nach drei Stunden Verspätung immer noch auf dem Rollfeld stand und Florian unleidlich wurde. Als wir dann gegen elf Uhr abends im Hotel angekommen sind, war die Küche kalt. Zum Glück gab es noch ein paar Schnittchen.
"OK, dann gehen wir halt Frühstücken." Geduscht ist schnell, abtrocknen kann ich mir bei den morgendlichen 27 Grad sparen. Nur mit Mühe lässt sich Florian davon abbringen mit der Taucherbrille zum Frühstück zu gehen.

Unser Hotel hat einen besonderen Frühstücksraum. Nicht weil er besonders gut ist, sondern wegen der Aussicht. Der neue Raum ist jedoch etwa eine halbe Stunde Fußmarsch von unserem Zimmer entfernt. Hotelkomplexe können recht groß werden. Alex hat extra unseren Lieblingstisch reserviert. Er ist drei Meter unter Wasser direkt an einer riesigen Glasfront von der man einen fantastischen Blick auf das Korallenriff vor dem Hotel hat. Ich liebe dieses Restaurant.
Wir setzten uns an das größte Fenster. Die ersten Delphine kommen an unseren Tisch und beobachten uns beim Essen. In mir kam die Frage auf, wer jetzt im Aquarium saß und wer im Aeroquarium. Einer der intelligenten Wassersäuger beäugte besonders meinen Tunfisch-Salat. Er war wie vernarrt, sodass ich mich sogar abwendete, als ich Gabel für Gabel den Salat genoss.
"Ist dir der Delphin neben dir aufgefallen?", fragte mich Alex.
"Ja, der ist mir fast schon unheimlich."
"Vielleicht hat er ja vor kurzem jemanden verloren." Sie nickt zu meinen Salat.
"Da kann ich nur hoffen, dass kein Beifang in der Dose war."

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